Trotz gewaltig gestiegener Grundstückspreise setzte sich die rege Bautätigkeit des alten auch zu Beginn des neuen Jahrhunderts fort.
In der Innenstadt entstanden eine Viel-zahl neuer Gebäude im zeitgemäßen Jugendstil.
Hofkonditorei Krefft gab 1909 an der Ecke
Schloß-/Puschkinstraße den Auftrag für den burgartigen Bau. Noch heute befindet sich hier wie damals ein Cafe.
Das heutige Finanzministerium, 1911 ursprünglich als ein Hotelbau "Nordischer Hof" konzipiert, ging 1920 in Staatsbesitz über und wurde seitdem als Verwaltungsgebäude genutzt.
Die Infanteriekasernen und das Offiziers-Casino wurden 1900 auf dem höchsten Punkt der Ostdorfer Berge errichtet. 1905 entsteht die Landesversicherungsanstalt in der Lübecker Straße.
Die Feuerwehr in der Geschwister-Scholl-Straße folgen 1907.
Nachdem 1904 am Ziegelsee das Städtische Elektrizitätswerk erbaut wurde und 1906 der erste Omnibus auf einer planmäßigen Linie fuhr, entschied sich der Magistrat für eine eigene
Straßenbahn.
Am 01.08.1908 konnte die erste elektrische Straßenbahn in Betrieb genommen werden.
Der Siegeszug der "Funkenkutsche" war damit nicht mehr zu bremsen.
Den Fahrgästen stand bereits kurz nach dem Auftakt ein sternförmiges Streckennetz zur Verfügung.
Die Straßenbahnen fuhren im 7 1/2 Minuten-Takt. Bereits sechs Tage nach der Eröffnung wurde die Linie 2 und nach weiteren 14 Tagen die Linie 3 in Betrieb genommen.24
1910 wird der Marktbrunnen “Rettung aus Seenot” von Hugo Berwald aufgestellt. Die “Nacksche”, obwohl sehr gut gelungen, gibt ordentlichen Stoff zum Klatsch. Die Stadthallen, auch bekannt geworden als Haus der Offiziere, entstehen neben dem Kaufhaus Kressmann und der Zigarettenfabrik am Marienplatz.
In der Röntgenstrasse entsteht 1914 ein Krankenhaus für den Marien-Frauen-Verein.
Der holländische Flugzeugbauer Fogger baut kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges in der Bornhöved-Strasse 2 Flugzeuhallen.
Dort werden ab 1917 420 Jagdflugzeuge gebaut.
Wie ganz Deutschland war auch Schwerin im Ersten Weltkrieg ein Ort des Geschehens voller sozialer und politischer Spannungen.
Hunger, Not und Kriegsmüdigkeit führten dazu, dass Anfang Juli 1917 Schwerin Frauen und Jugendliche gewaltsam in Bäcker- und Schlachterläden eindrangen. Arbeiter stürmten einen Monat später die Dampfmühle in der heutigen Goethestrasse.
Es kam 1918 zu zahlreichen Streiks. Arbeiter der Schweriner
Fokker-Flugzeug-werke waren massgeblich daran beteiligt.
Ein Arbeiter- und Soldatenrat wurde gebildet. Als sich in Schwerin die Sozialdemokraten etablieren konnten, dankte der Großherzog Friedrich Franz IV. am 14.11.1918 ab.
Der Druck der revolutionären Bewegung hatte zum Ende der feudalen Monarchie geführt. Aber die ökonomische Rückständigkeit und die historisch gewachsenen halbfeudalen Verhältnisse verhinderten eine stärkere Entwicklung der Arbeiterbewegung nachdrücklich. Es fehlte eine starke revolutionäre Linke, so dass bald in der Rätebewegung parlamentarische Illusionen in der Frage der Macht eine besondere Rolle spielten. Die Arbeiter und Soldaten in Schwerin wurden stärker als in den revolutionären Zentren des Deutschen Reiches von ihrer historischen Rolle, der Errichtung einer sozialistischen deutschen Republik, abgelenkt.
Auf der Basis des Versailler Vertrages wurde 1919 die Flugzeugproduk tion in Schwerin eingestellt. Im März, 1920, nach der Gründung der ersten Ortsgruppe der KPD, kam es zu blutigen Auseinandersetzungen mit
Kapp-Putschisten in der Nähe des
Arsenals.
15 Arbeiter fielen den Kämpfen zum Opfer.
In den folgenden Jahren wurden die Kämmereigüter Zippendorf, Göhren und Ostdorf eingemeindet. 1920 entstehen die ersten Häuser der Gartentadt. Am Nordende des Pfaffenteiches errichtet die Stadt nach Plänen von Hans Stoffers das Stadtbad. Im Norden der Stadt wurde 1928 die heutige Wismarsche Strasse durch Neubauten verlängert unter anderem auch der Demmlerhof.
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