Von Westen kamen Flamen, Westfäler und Rheinländer, von Norden Dänen. Im Zeitraum von etwa zwei Jahrhunderten schwankten die Fronten erheblich und friedlich verlief diese "Kulturmission" keinesfalls. Sie scheiterte zunächst am Widerstand der Wilzen und Obodriten 983 und 990.
Etwa weitere 150 Jahre konnten sich dadurch diese slawischen Stämme relativ eigenständig entwickeln, wenn auch kriegerische Auseinandersetzungen nicht mehr abrissen. In einem solchen Krieg stellte König Otto III. 995, also vor 1000 Jahren, die Urkunde aus, in der die "Michelenburg" erstmals eindeutig genannt wurde. Das Land erhielt Konturen unter der Herrschaft des Fürsten Niklot, der gleichzeitig als der Stammvater der bis heute existenten mecklenburgischen Fürstenfamilie gilt.
In der Mitte des 12. Jahrhunderts unternahm der Sachsenherzog Heinrich der Löwe seinen "Wendenkreuzzung" und besiegte den letzten freien Obotritenfürst Niklot. Den Slawen blieb nichts weiter übrig, als sich der Lehenshoheit der deutschen Fürsten zu unterwerfen. Die deutsche Einwanderung setzte nun in großem Umfang ein. Es kamen Handwerker, Kaufleute, Bauern und Geistliche. Sie gründeten Städte, Dörfer und Klöster. Bischofssitze in Ratzeburg, Lübeck und Schwerin sollten die Macht der Kirche befestigen. Die Dänen drangen nach Rügen und bis auf das Festland vor.
Die Flüsse Recknitz und Trebel bilden noch heute die natürliche Grenze zwischen Mecklenburg und Vorpommern. Flächendeckend konnte sich das Christentum erst im 13. Jahrhundert durchsetzen.
Der Reigen der Stadtgründungen wurde im Jahr des Todes Niklots und der Niederlage der Slawen symbolisch 1160 durch den Sachsenherzog Heinrich de Löwen mit Schwerin eröffnet. Die später so mächtigen Hansestädte Rostock, Stralsund, Greifswald und Wismar folgten 50 Jahre später. Landwirtschaft und maritim orientierte Gewerbe bestimmten aber auch in den folgenden Jahrhunderten die Landschaft. Das heutige Mecklenburg zählt 53 Städte, von denen 45 im Zeitalter der deutschen Kolonisation in der Zeit vom 12. bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, gegründet worden sind. Deutlich zeigt sich die Wirksamkeit der Kolonisationsbewegung im 13. Jahrhundert. Mecklenburgs Grenzen haben sich durch die Jahrhunderte nur wenig verändert. Im Falle Mecklenburgs decken sich daher Kulturlandschaft und Landesgrenzen in einem hohen Maße und haben in der Neuzeit zu einem stabilen Identitätsbewußtsein geführt.
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