Auf der höchsten Erhebung am Westufer des Pfaffenteiches steht die Paulskirche. Der
neugotische Backsteinbau wurde 1863 bis 1869 für die Mitte des 19. Jahrhundert entstandene Paulsstadt durch den Baumeister Thomas Krüger errichtet.
Die Kirche wurde städteplanerisch bewußt auf eine Anhöhe gesetzt. Vom Pfaffenteich aus hat der Betrachter eine schöne Sicht auf die Chorseite. Auf der Westseite der Kirche lag in einer Senke die neue Eisenbahnlinie. Bis auf den Grund dieser Schienen wurde der Berg abgehoben und mit Felsen gefüllt, etwa die doppelte Menge der oben sichtbaren Baumasse der Kirche selbst. Das Fundament ist eine bemerkenswerte technische Leistung, wie auch die Konstruktion des Dachstuhls. Es handelt sich dabei um eine Eisenkonstruktion der Güstrower Firma Bröckelmann, die auch nach 130 Jahren noch nicht aus dem Lot gewichen ist. Auch die Chorfenster waren technisch gesehen Neuanfänge.
War die Tradition der mittelalterlichen Glasmalerei abgebrochen, sind in der Schweriner Werkstatt von Ernst Gillmeister in der Schloßkirche, dem Dom und unserem Chorfenster die Stufen der Wiederaufnahme dieser technischen Tradition ablesbar. Auch für die vielen kleinen Filialtürmchen wurde zu einer technischen Innovation jener Zeit gegriffen. Nicht in Sandstein wie die süddeutschen Vorbilder wurden sie gefertigt, sondern in, wie man meinte, dauerhafterem gebrannten Ton sind sie wie das Maßwerk der Fenster in der March'schen Tonwarenfabrik in Charlottenburg hergestellt worden. Der Stil der Kirche wird heute mit dem Begriff "Neogotik" angegeben. 12
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