Am frühen Morgen des 02. Mai 1945 erreichten Panzereinheiten der
2. Belorussischen Front der Roten Armee unter Marschall Rokossowski
das Ostufer des Schweriner Sees, während im Westen die 21. Anglo-Amerikanische Heeresgruppe des Feldmarschalls Montgomery in Richtung der Demarkationslinie vorrückte. Bereits in den Mittagsstunden besetzten Einheiten der 8. Amerikanischen Infanteriedivision kampflos die 60.000 Einwohner zählende Gauhauptstadt Schwerin und besiegelten ihre militärische Niederlage. Das Zusammentreffen der antideutschen Koalition auf der „Meeting- Line“ bedeutete allein im Raum Schwerin die Befreiung für tausende Opfer des nationalsozialistischen Wahns. In Raben Steinfeld befreiten sowjetische Panzer am 02. Mai den größten Teil des Todesmarsches aus den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Ravensbrück mit ca. 18.000 Häftlingen. Mindestens 6.000 der insgesamt 33.000 Gefangenen sind auf dem Weg durch Hunger, Entkräftung oder „Genickschußkommandos“ der SS- Bewacher zu Tode gekommen. Zugleich wurden hinter den Toren der Stadt hunderte Menschen - Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, sich versteckende Juden oder „Patienten“ des „Euthanasieprogramms“ - durch den Einmarsch der Alliierten Truppen aus ihrer inhumanen Situation erlöst.
Erst mit der bedingungslosen Kapitulation des besetzten Deutschlands am 08. Mai 1945 wurde auch das gesamte Ausmaß der Barbarei deutlich.
Über 55 Millionen Menschen fielen dem kollektiven Vernichtungswahn der Deutschen durch Krieg und Terror zum Opfer. Ob Juden, Sinti und Roma, Kommunisten, Sozialdemokraten, NS-Gegner, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, sogenannte „Asoziale“, „Berufsverbrecher“, „Arbeitsscheue“ oder „Geisteskranke“ - in den Augen ihrer Peiniger besaßen sie kein Recht auf Leben.
Schwerin, 2. Mai 1945
"Aus einer Menschengruppe heraus ruft jemand: "Hitler ist tot!" Marianne Grunthal sagt mehr zu sich selbst: "Gott sei Dank, dann gibt es Frieden!"
Sie ist sehbehindert, deswegen bereits als Lehrerin pensioniert. Vielleicht hat sie deshalb nicht bemerkt, dass SS-Leute in ihrer Nähe sind. Die hören das, packen sie, schlagen sie, zerren sie auf ein Militärauto, das ins Zentrum der Stadt rast. Kurzer Prozess. Mit einem Pappschild auf der Brust wird die Frau von zwei jungen SS-Leuten an dem Mast gehenkt."
Der Laternenmast, an dem Marianne Grunthal gehängt wurde, steht noch bis heute mit einer Gedenktafel auf dem nach ihr benannten „Grunthalplatz“, dem Schweriner Bahnhofsvorplatz.
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