Nach dem Krieg
 

Im Staatsarchiv als Hauptsitz nahm die amerikanische Militärkommandatur für Schwerin ihre Arbeit auf. In einer ersten Proglamation wurden alle Beamten der Stadt verpflichtet, den Befehlen und Anordnungen der Militärregierung widerspruchslos zu folgen. Eine Ausgangssperre wurde für die Nacht angewiesen. Die Ablieferungspflicht von Kochtöpfen und Bekleidung für die Versorgung der kriegsgefangenen deutschen Wehrmachtsangehörigen folgte. Von direkten Kriegsfolgen war die Stadt mit Ausnahmen einiger Bombenschäden verschont geblieben. Die größte Herausforderung für die neue Stadtverwaltung lag in der sprunghaft gestiegenen Einwohnerzahl mit ihren Folgen hinsichtlich der Unterbringung und Versorgung. In und um Schwerin lagerten etwa 70 000 Flüchtlinge, Vertriebene und Kriegsgefangene. Hinzu kamen Zwangsarbeiter und Überlebende des Todesmarsches aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen.
Am 8.Mai brachten Opfer_KZman zum Zwecke der politischen Umerziehung etwa
70 Leichen von KZ-Häftlingen aus dem Konzentrationslager Wöbbelin nach Schwerin. Vor allem aktive Nazis mußten auf dem heutigen Platz der Opfer des Faschismus die Gräber ausheben. Lautsprecher befahlen der Bevölkerung an der Beerdigung und anschließenden Trauerfeier teilzunehmen. Darüber hinaus verspürten die Amerikaner keinen Willen, politische Veränderungen voranzutreiben.
Am 1.Juni 1945 lösten britische Truppen die amerikanischen ab. Schottische Dudelsackpfeifer marschierten durch die Straßen.
Viele Schweriner waren erleichtert, dass es nicht die Russen waren.
Doch die Furcht blieb ein ständiges Gesprächsthema.
Am 07. Juni kündigte die erscheinende Militärzeitschrift die vollständige Übernahme Mecklenburgs durch russische Steitkräfte an. Diese Nachricht verbreitete sich in Windeseile. Eine Fluchtbewegung in Richtung Westen setzte ein.
Am 1.Juli, einem Sonntag rückten die Truppen der Roten Armee ein.
Die uneingeschränkte Machtbefugnis übernahmen die Organe der SMAD.
Zu den dringlichsten Aufgaben gehörten die Verpflegung der vielen Flüchtlingen im Stadtgebiet und die Bekämpfung der neu aufgetretenen Seuchen. Mit der Aufnahme der Arbeit in den meisten Betrieben noch 1945 begannen sich die Verhältnisse langsam zu normalisieren.
Die Fischerei, eine wichtiger Produktionszweig für die Versorgung, konnte nach Rückgabe der beschlagnahmten Boote zu Beginn 1946 wieder auf den See fahren. Erste Betriebe wie die Torfindustrie-Firma Sander, die Schweriner Kleiderwerke, die Maschinenfabrik Kunz sowie die Tabakverarbeitung Unitas und die Deutschen Holzwerke begannen zu arbeiten.
Fünf Monate nach dem Kriegsende begann für 14.000 Kinder die Schulzeit. Etliche Schulen wurden noch als Lazarette oder Flüchtlingsquartiere genutzt. So mussten die Schüler in den ersten Monaten mehrschichtig unterrichtet werden. Lehrer, die der NSDAP angehörten, wurden aus dem Schuldienst entlassen. Sie wurden durch ältere Lehrer aus der Weimarer Republik oder Neulehrer ersetzt.
Harte Auseinandersetzungen gab es ständig um die Bereitstellung der erforderlichen Transportkapazitäten zur Sicherstellung der Versorgung.
Die meisten Fahrzeuge waren defekt. Ersatzteile oder die erforderlichen Reparaturkapazitäten fehlten.

Im gleichen Jahr öffneten auch Museum und Theater wieder ihre Pforten.
Im neugegründeten "Kulturbund zu demokratischen Erneuerung Deutschlands" fanden zahlreiche geistig und kulturell interessierte Einwohner ein Betätigungsfeld.

Jahr

 

Historie

 

02.05.1945

Amerikanische Truppen bestzen kampflos Schwerin

03.06.1945

Einzug englischer Truppen

01.07.1945

Einmarsch russischer Trppen

13.07.1945

erste Auflage der Volkszeitung

01.10.1945

Beginn des Schulbetriebes

Beisetzung der Opfer
Beisetzung von Opfern aus dem Konzentrationlagern Wöbbelin am 08.05.1945
Flüchtlinge
Flüchtlinge 1945 auf dem Weg ins Stadtzentrum
Amerikaner, 1945
Amerikanische Soldaten Anfang Mai 1945 im Seglerheim
Englische Parade
Engliche Parade auf dem Alten Garten im Juni 1945
Sowjetische Kommandatur
Sowjetische Kommandatur im Archivgebäude, 1945