Anfang
   

Nur wenige zweifelten am Abend des 30. Januar 1933 daran, dass die Republik von Weimar tot war. Aber von der Zukunft herrschten unterschiedliche Vorstellungen. Leidenschaftliche Erregung fand sich am "Tag der Machtübernahme" nur bei den Anhängern der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
Wie sehr sich Schwerins Einwohner mit dem nazistischen Unterbau der Verbrechen identifizieren konnten, beweisen die Ergebnisse der Reichstagswahlen. Bereits 1930 wurde die NSDAP in Mecklenburg- Schwerin auf Anhieb zweitstärkste Partei.
Nur drei Jahre später erhielt die NSDAP bei den Landtagswahlen in Mecklenburg sogar 44 Prozent der Stimmen und konnte die Regierung fortan alleine übernehmen. Über Jahre hinweg fanden Parteiveranstaltungen bei Schwerins Einwohnern einen regen Zuspruch.

Partei

Stimmen

Prozent

NSDAP

15699

44,4 %

SPD

9562

27,1 %

DNVP (Kampffront Schwarz-weiß-rot)

6127

17,3 %

KPD

1703

4,8 %

DVP - Deutsche Volkspartei

1423

4,0 %

DDP (Deutsche Staatspartei)

227

0,6 %

Christlich-sozialer Volksdienst

186

0,5 %

Die Reichstagswahlen in Schwerin vom 5. 3. 1933


Ein Kesseltreiben gegen Minderheiten, die nicht dem "arischen" Ideal entsprachen, eine Uniformierung und Gleichschaltung mit dem Anspruch, alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens mit nationalsozialistischer Ideologie zu durchdringen, sowie das Bemühen, Deutschland möglichst schnell für den beabsichtigten Eroberungskrieg aufzurüsten, waren die wesentlichsten Merkmale der NS-Herrschaft. Das abgestimmte Zusammenspiel von Terror und Propaganda, aber auch die Erfolge in der Außenpolitik, trugen ebenso wie die sich erholende Weltwirtschaft dazu bei, daß die Bevölkerung das NS-Regime im großen und ganzen akzeptierte.
Der Verlust persönlicher Freiheitsrechte wurde durch den Zugewinn nationaler Souveränität kompensiert.
Folgerichtig erklärte der Schweriner Rat am 06. April 1933 die Auflösung der Stadtverordnetenversammlung entsprechend den Bestimmungen des nationalistischen Gleichschaltungsgesetzes.
Die 31 Sitze der neuen Stadtverordnetenversammlung wurden entsprechend dem Resultat der Landtagswahlen vom 05.03.1933
neu vergeben.
Wegen “landesverräterischer Machenschaften” entzog das Innenministerium allen sozialdemokratischen Abgeordneten im
Juni 1933 das Mandat. Die bürgerlichen Büdnispartner der NSDAP bekamen eine etwas längere Schonfrist.

Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1933 kam es im Zuge einer „Aktion wider den undeutschen Geist“ zu einer organisierten und systematisch vorbereiteten Verfolgung marxistischer, pazifistischer und jüdischer Schriftsteller.
Trauriger Höhepunkt war die öffentliche Bücherverbrennung am Pfingstsonntag 1933, als ein schwimmender Scheiterhaufen auf dem Pfaffenteich errichtet wurde.

Unter den nationalsozialistischen Führern herrschte nach der Machtergreifung mit der Grösse Schwerins grosse Unzufriedenheit. Die Gebäude der historisch gewachsenen Innenstadt waren ihnen für eine Gauhauptstadt nicht monumental und die Strassen nicht breit genug. Zwangseingemeindungen von Warnitz, Wickendorf, Medewege, Friedrichsthal, Krebsförden, Mueß, Raben Steinfeld, Kaninchenwerder und Ziegelwerder waren 1936 die Folge.
Im Vorfeld der Entscheidung bekamen sämtliche Gauamtsleiter ein Baugelände zur Errichtung von Eigenheimen an der Tackertstraße geschenkt. Unter diesen Umständen zeigte sich die Landesregierung völlig von den Argumenten der Stadt einer Zwangseingemeindung überzeugt und Schwerins Stadtgebiet wuchs um das Doppelte auf über 8.000 ha.

1935 begannen die Ausarbeitungen gewaltiger Pläne zur Umgestaltung des Stadtzentrums. Der Bau zweier neuer städtischer Ringstraßen und einer neuen Trasse für die Lübecker Straße, die Verbreiterung der Wittenburger Straße und der Schloßstraße sowie die Errichtung monumentaler Gebäude waren unter anderem die Kernpunkte dieser Pläne, die eine gewisse architektonische Bedenkenlosigkeit zeigten.26 
Monumentalbauten sollten künftig das Schweriner Stadtbild
bestimmen. Die Planungen zu einer “Volksfeierstätte” am Lambrechtsgrund sind ein Beispiel für nationalsozialistische Großbaupläne. Sie sollte Platz für 20.000 Teilnehmer bieten.
Am Hauptzugang war ein Glockenturm mit Blick auf die Wittenburger Straße geplant. Für den Einmarsch der Soldaten war eine Straße vorgesehen.
Mit der Ausführung dieses Monumentalbaus sollte im Herbst
1938 begonnen werden. Fertiggestellt wurde jedoch lediglich die “Festhalle”, die mehrere tausend Menschen fassen konnte.
Aus ihr wurde in den 1950er Jahren das Klement-Gottwalt-Werk.
Glücklicherweise kam es zu fast keiner größeren Umsetzung.
Uneinigkeit über die Pläne der unterschiedlichsten Architekten und finanzielle Probleme ließen alle Pläne scheitern.

Jahr

 

Historie

 

1932/33

Machtergreifung der NSDAP; Reichstatthalter von Mecklenburg wird Gauleiter Friedrich Hildebrandt

04.06.1933

Bücherverbrennung auf dem Pfaffenteich

1935

Einführung nationalsozialistischen Gemeindeordnung

1935

Errichtung der Festhalle

Juni 1937

Dr. Timmermann wird Bürgermeister

Hitlerplatz 1934

Hitlerplatz 1934

SA Ehrenhain am Schweriner See 1938

SA Ehrenhain am Schweriner See 1938

Niklotschule 1938

Niklotschule 1938

Wittenburger Strasse_1935

Wittenburger Straße 1935

Verberennung von Bücher und Fahnen der SPD 1933
Verberennung von Bücher und Fahnen der SPD 1933
Feierhalle, erbaut 1935
Festhalle, erbaut 1935