Das Wissen über den Mecklenburger ist dürftig. Jeder Versuch, sein Wesen zu erfassen, scheitert kläglich. Wortkargheit wechselt mit homerischer Geschwätzigkeit.
Er ist manchmal durchtrieben, aber redlich. Der Mecklenburger liebt es nicht, Fremde an sein wahres Ich heranzulassen. Unbestritten ist, daß es sich in Mecklenburg,
mit seinen Seen, Wäldern und menschenleeren Landstrichen schön Urlaub machen läßt.
Über unser Land wissen wir dank einer uralten Handschrift, die unser Fritz Reuter von einem “zuverlässigen Gewährsmann” zur Kenntnis gebracht worden war und die er für uns Heutige aus dem Gedächtnis zu Papier gebracht hat, da das Original verlustig gegangen ist. Es ist die
Wiß un wohrhaftige Urgeschicht von
Meckelnborg-Swerin un Strelitz mit sine angrenzenden Provinzen im Johre 0 bet up Hertog Niklotten, Dörchläuchten, im Jahre 1200 nah Christi Burt
As uns' Herrgott de Welt erschaffen ded, fung hei bi Meckelnborg an,
un tworsten von de Ostseesid her, un makte dat eigenhändig fahrig, up de ein Sid bet Ratzeborg un Swerin, up de anner Sid bet Stemhagen un Bramborg, un wis'te sine heiligen Engel, wo't makt waren müßt, un redte tau ehr un säd, sei süllen't so wider maken. Na, Raphael fung nu bi Nigen-Strelitz un Mirow an un Gabriel bi Groten-Bäbelin, Serrahn un Krakow, un Michael namm dat Lübtheener Amt un Grabow un Däms, äwer't würd ok dornah. Na, Lihrwark is kein Meisterstück. Äwer unsern Herrgott würd dat doch sihr jammern, dat sin gaud Wark so verbruddelt warden süll, un hei röp sei noch mal tausamen un säd: »Nu paßt gaud up! Ick will jug dat noch mal vörmaken.« Un dunn makte hei de Räbelsche Gegend un de Lübzsche Gegend un den Parchenschen Sünnenbarg un säd: »Dor nehmt jug en Ogenspeigel an!« - Äwer, was dat nu pure Fulheit oder was dat blote Dämlichkeit, sei huddelten doräwer hen un muddelten wat taurecht un nemen nich naug Leim mang den Sand, un kannten den König von Preußen sin Mark Bramborg fahrig bet Gräfenhähnichen un Treuenbriezen, un den König von Hannover sin Lüneborger Heid bet Giffhorn un Celle; dunn röp äwer uns' Herrgott:
Holt! Stopp! De Sak, de geiht nich! Ji makt mi jo min ganz Dütschland tau Schanden. Sleswig-Holstein heww ick wildeß fahrig makt, nu makt jug' Streich mit den König von Dänemark sin Jütland, dor kän't ji so hoch springen, as ji willt; äwer ji makt mi dat Ding mit en Zippel! Hürt ji, mit en Zippel!«
Up dese Ort is uns' Meckelnborg worden, un schön is't in'n Ganzen worden, dat weit jeder, de dorin buren is un tagen; un wenn en frömd Minsch 'rinne kamen deiht, un hei hett Ogen tau seihn, denn kann hei seihn, dat unsern Herrgott sin Hand up Wisch un Wald, up Barg un See sülwst rauht hett un dat hei Meckelnborg mit in't Og fat't hett, as hei sach, dat allens gaud was.1
Keiner kann es uns verdenken, dass wir gehörig stolz sind auf unser Land und seine Menschen.
Und wie das Land, so ist auch die Sprache seiner Bewohner.
“Dann ist da im Plattdeutschen der ganze Humor dieser Norddeutschen; ihr gutmütiger Spott, wenn es einer gar zu toll treibt, ihr festzupackender Spaß, wenn sie falschen Glanz wittern, und sie wittern ihn unfehlbar.
Manchen Leute scheint die plattdeutsche Sprache grob. Ich habe diese Sprache immer geliebt. Es ist die Sprache des Meeres. Das Plattdeutsche kann alles sein: zart, grob, humorvoll und herzlich, klar und nüchtern und vor allem, wenn man es will, herrlich besoffen.” (Kurt Tucholsky) |