2007

AWO-Impressionen vom Pfaffenteichrennen

Sonnab22092007 008endmorgen um halb zehn Uhr in Deutschland: Stopp! Nicht irgendwo, sondern im Zentrum der mecklenburgischen Haupt- und Residenzstadt und Metropole des mecklenburgischen Drachenbootsports, nämlich am Pfaffenteich. Und da sitzen nicht irgendwelche Dachdecker hoch oben und essen einen uuuunheimlich gesunden Keks, mit zehn gefühlten Kalorien und einer Menge Ballaststoffe, wie es vor einigen Jahren die Werbung suggerierte (Die Jungs arbeiteten auch nicht am Sonnabend.).
Nein! Der harte Kern der AWO-Robben sitzt unter dem Mannschaftseigenen Zelt und bereitet sich mit einem opulenten Frühstück (ohne Alkohol, im Gegensatz zu anderen nicht namentlich genannten Mannschaften) auf den ersten Start vor.
Wir munkeln, ob das Wunder vom Faulen See wieder eintreffen wird:
1.08.88 min in drei aufeinanderfolgenden Läufen.
Es ist das letzte Wochenende im August, Termin für das Drachenbootrennen auf dem Pfaffenteich. Höhepunkt des AWO-Robben-Sommers. Man hat lange trainiert und ist erwartungsfroh und gut gelaunt, auch wenn es noch herbstlich kühl ist.
Um zehn Uhr ist dann die Truppe, bis auf die üblichen „Zu-spät-kommer“ versammelt.
Und ein Geburtstagskind ist auch anwesend: 22092007 001Thomas L. wird 38 (wie er behauptet). Ihm wird geglaubt, auch wenn er nur seine gefühlten Jahre nennt, denn Thomas ist noch richtig fit. Wir kennen sein Alter. Es bleibt Robbengeheimnis.
Gratulation, dann die Erwärmung, wie immer von Thomas geleitet (Mensch, der ist noch wirklich gelenkig! Kommt wohl vom Frühsport bei der Bundeswehr.).
Vorher ein Blick auf die Zeiten, denn wir sind fast die letzten, die starten werden. Der Chef der Kraken kommt vorbei, kleiner Smalltalk nebenbei. Man kennt sich vom Training, da ist auch freundschaftlicher Kampf seit einigen Jahren, denn man paddelt in der gleichen Liga (was die Zeiten angeht).
11.00 Uhr unser erster Start. Wir sind auf Bahn 2. Blick auf die benachbarten Boote – die „Kinderstübchen Prenzlau“. Ein etwas drolliger Name finden einige und auch ziemlich unbekannt die Truppe finden andere. Und wir werden uns noch wundern. Auch gegen die anderen Boote, außer „Oh Happy Day“, sind wir noch nie gestartet. Der Startschuss schallt, die Wolkendecke reißt Dank Hartmuts Beschwörungen auf, unser Start ist nicht so doll, dann läuft es gut, auf den letzten Metern spüren wir die fehlende Kondition. Pumpende Lungen und Platz 5. Auch das Kinderstübchen hat uns geschlagen. Den Namen werden wir uns merken müssen. Doch wir sind zufrieden – ein schnelles Rennen: 1.06.72 min.
Und für die gute Zeit, und weil Thomas L. 38 wird, oder auch nicht, wird angestoßen.
Wir haben Zeit. Man plaudert, liest die SVZ oder bummelt durch die Innenstadt. IMG_0220Heute ist Gesundheitsmarkt. Treff am Fettwertmesser.
Detlef ist entsetzt! Drei Tests an verschiedenen Ständen ergeben einen Wert zwischen 15 und 24. Alles Lug und Trug? Was ist nun wahr? Die Entscheidung fällt leicht – natürlich der untere Wert. Also gönnt man sich einen zweiten Teller Goulasch, denn Norbert hat seine Goulaschkanone in Stellung gebracht. Heute stimmt das Sprichwort von den vielen Köchen nicht, denn alle mitgebrachten Goulaschs in einem Topf erwärmt, schmecken wirklich gut. Also noch einmal ran, einen zweiten Teller holen.
Was soll’s, außerdem warten noch zwei Läufe. Da werden noch einige Fettreserven angerissen (wenn man sie hat). Birgit, unsere Trommlerin braucht sich da keine Sorgen machen.
14.30 Uhr: Unser zweites Rennen. Bahn 5. Alte Bekannte starten mit uns. Wieder das gleiche Procedere: Die Sonne kommt hervor, diesmal gelingt der Start. Für uns Platz 3, die Zeit 1.07.76 min. Hm, wir dachten, wir wären schneller gewesen.
Na ja, gefühlte Zeit ist nicht gleich Rennzeit. Da ist es wie mit den Temperaturen. Und die sind ziemlich frisch. Also warm einpacken, damit die Muskeln nicht bei den 900 Metern krampfen.
Um 16.15 Uhr Beginn der 900-Meter-Läufe. Wir starten um 17.15 Uhr im Block 7, kommen mit 5.10.36 min ins Ziel.
Die „Absoluten“ wollten uns absolut noch einholen und ließen in der Zielgeraden eine Boje links (oder rechts) liegen. Alle drücken die Augen zu, auch wir. Es gibt keine Zeitstrafe. Obwohl…
Lohn für die Schinderei: Platz 43 von 67 gestarteten Mannschaften. Wenn das mal nicht die bisher beste Wertung für uns ist?
Mann und Frau gehen geschafft nach Hause. Die jungen(also Heuler, auch die gibt es bei uns) und nicht klein zu kriegenden AWO-Robben stürzen sich am Abend in das Getümmel um den Pfaffenteich. Lifebands, Feuerwerk. Man trinkt und tobt und schreit sich an, weil die Musik viel zu laut ist. Der Autor dieser Zeilen gehört nicht zu den beiden o.g. Gruppen. So kann er nicht über Feuerwerk und anderen Halligalli berichten.
Doch es war wohl gut, wie am nächsten Tag berichtet wurde.

Sonntagfrüh um 8.30 Uhr am Pfaffenteich. Ein Häufchen 20082006 004 Verklamter, noch Müder sitzt unter dem Mannschaftszelt und friert vor sich hin. Augustsonntag, der ein gefühlter Oktobersonntag ist.
9.30 Uhr. Wir sind im dritten Hoffnungslauf. Man wärmt sich mit seltener Begeisterung auf, denn es ist wirklich KALT.
Heute hat Hartmuts Beschwörungsformel keine Wirkung. Die Sonne hat Sonntag. Graue Wolken, Wind. Es ist wirklich KALT. Die Angst sitzt mit im Boot, dass man sich einen Krampf oder eine Blasenverkühlung holt. Doch alles wird gut. Für uns Platz 4 mit 1.07.96 min. Uschi, Schlagfrau und Powerfrau unserer Mannschaft dreht sich zu mir um und lächelt. Da müsste eigentlich die Sonne zwischen den Wolken hervorbrechen. Sonntagmorgen, was will man mehr?
Ein Gläschen Sekt, einige genehmigen sich auch ein Bier. Der Kreislauf muss in Schwung kommen. Manöverkritik. Einige Sonnenstrahlen lassen sich sehen.
Hartmut, der alte Sonnenbeschwörer grinst mich an. „Und, was habe ich gesagt?“ Bevor ich nicken kann, ist die Sonne wieder verschwunden. Und Frank lacht. Der hat ja auch noch Hitze, obwohl er auch über 40 ist.
Die Zeit tröpfelt dahin, man fängt wieder ein paar Sonnenstrahlen ein, sammelt die herunter gewehten Shirts auf, denn es weht ganz schön, wie es sich für einen gefühlten Oktobersonntag gehört. Doch es wird auch gelacht. Das Wetter kann eine AWO-Robbe nicht erschüttern.
Heute versorgt sich jeder selbst mit Mittag. SuppentagDas Goulasch war zu gut, dass etwas übrig blieb. Nebenbei Auswertung der Zeiten (Aha, interessant. Die Kraken waren heute schlechter als wir. Die grillen wohl nach dem Training zu oft? Liebe Kraken, bitte nehmt diesen Satz nicht zu ernst! Ihr seid eine wirklich sympathische Mannschaft. Außerdem wissen wir, dass auch Ihr unsere Zeiten genauestens studiert!).
Nebenbei erfahren wir, dass wir um die Plätze 55 bis 60 starten werden. Leichte Enttäuschung an Bord, oder besser gesagt unterm Zelt, denn wir hatten gehofft, dass unsere Zeit für einen Kampf weiter vorn reichen würde.
Um 13.20 Uhr (Die Sonne ist noch immer nicht da.) ist es dann so weit: Finales Erwärmen vor der Goethe-Schule, dann geht es ins Boot. „Hansanos Töchter“, „Die Unbestechlichen“, die „Pfannies“(Ich hatte gehofft, dass die Schaumgummikartoffel mit ins Boot steigt. Der Luftwiderstand hätte das Boot aus der Bahn gerissen.), auch die anderen Mannschaften, geschätzte Gegner seit Jahren. Das Rennen dann knapp wie noch nie. Wir geben unser Letztes und werden Letzte. Zwischen dem Sieger und uns liegen 76 Zehntelsekunden. Da war der Teufel mit an Bord!

Eine halbe Stunde später: Aufbruchsstimmung. Das Zelt ist eingepackt. Man steht noch kurz an der Böschung, schaut auf die folgenden Platzierungsfinals, hält Resümee. Die Tage haben Spaß gemacht, die Zeiten waren doch (eigentlich) gut, obwohl, wenn… Wir werden härter trainieren, denn ein oder zwei Mannschaften müsste man doch noch knacken können
(Liebe Kraken, wir wiegen uns nicht in Sicherheit, denn wir wissen, dass ihr uns jederzeit wieder kriegen könnt. Wie schon gesagt: Es liegt am Grill.)
Geschafft geht es nach Hause.

Unseren Platz um den Großen Preis von Schwerin erfahren die meisten am nächsten Tag aus der SVZ: Platz 60. Und unsere Zeit ist besser, als die mancher vor uns Platzierter. Nämlich 1.06.76 min
Doch das soll keine Arroganz sein. Wir sind nur etwas stolz auf uns. Und Spaß gemacht hat das Wochenende sowieso.
Gefühlte Temperatur im Team: 26 Grad, also Sommer. Was wollen wir mehr?

Lutz Dettmann

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NDR Drachenboottage am Pfaffenteich

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Unser Teamzelt, natürlich beflaggt

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Auf dem Wege zum Start

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Der Faule See, unser Trainingsort

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Erwärmung

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Abklatschen nach dem Rennen

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Abpaddeln im Stangengraben

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Spannender Kampf mit den Forletzten

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Zielfoto, Sieg oder?

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Die letzte Wurst in diesem Jahr