Stadtgebiete
Vom Flugzeug herab sieht es aus, als ob Schwerin mitten im Wasser liegt. Beim beschaulichen Betrachten vom Dom auf die Stadt ist allerdings festzustellen, dass es sich doch nicht ganz so verhält. Zwar lassen sich überall Seen entdecken doch befinden sich dazwischen immer wieder Wälder, Parks und Grünanlagen.
Eine solche Lage inmitten von Sumpf, Seen und Hügeln war für die Städteplaner nach der Unterwerfung der Obotriten bestimmt eine harte Nuss. Das Aussehen von Schwerin ist geprägt durch die geologische Lage.
Nach dem Sieg über Niklot belehnte Heinrich den braunschweigische Ritter Gunzelin von Hagen als Graf von Schwerin.
Die neugegründete Stadt wurde Residenz der Grafen von Schwerin, ab 1358 der Herzöge und später der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin.
Mit der Verlegung des Bischofssitzes nach Schwerin wurde das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben nicht nur vom Hof, dem Adel, dem Militär und der Beamtenschaft, sondern für einige Jahre auch von den geistlichen Feudalgewalten geprägt. Der Residenzcharakter der Stadt hemmte ihre wirtschaftliche Entfaltung und ihr kommunales Eigenleben. Auch die ungünstige Lage der Stadt, abseits von den Haupthandelswegen, ohne marktinteressiertes Hinterland beeinträchtigte ihre Entwicklung. Nur langsam wuchs die Stadt über ihre erste Plankenbefestigung hinaus. 400 Jahre reichte den Bewohnern der Altstadt der Raum hinter ihrer zwischen 1330 und 1340 fertiggestellten Stadtmauer. Die im Vergleich zu den Hansestädten bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnisse der Schweriner Kaufleute, Handwerker und Ackerbürger ließen nur leicht gebaute Fachwerkhäuser zu, die bei den großen Bränden im 16. und 17. Jahrhundert häufig vernichtet wurden.
Durch ein Dekret des Herzogs von Mecklenburg 1705 über den Ausbaus der sogenannten Schelfe entstand eine Siedlung, die sich zu einer eigenen Stadt (Neustadt) mit der St. Nikolai-Kirche

Jahr

Gebiet

1832

Schelfstadt

1888

Erbpachtgehöft Neumühle und Gemeinde Wittenförden

1908

Oberer Hofküchengarten

1912

Villenkolonie Ostorf mit Ostorfer Hals, Tannenhof und Kalkwerder

1920

Kämmereigut Zippendorf Kämmereigut Göhren

1921

Teil des Gemeindebezirks Ostorf

1928

Landgemeinden Ostorf und Lankow

1928

Ortschaft und Feldmark             Schelfwerder (Gem. Wickendorf)

1936

Gemeinden Wickendorf-Seehof, Carlshöhe-Paulsdamm,
Groß Medewege, Klein Medewege,     Warnitz (ohne Pingelshagen), Friedrichsthal, Krebsförden
(mit Haselholz), Mueß (mit Fähre und Kaninchenwerder)

und dem Schelfmarkt entwickelte.
Im Jahr 1832 wurde diese mit der Altstadt Schwerin vereinigt.
Im Vergleich mit anderen Städten war aber die Residenzstadt Schwerin von beschämender Winzigkeit.
Während der Schweriner Magistrat nur über eine Fläche von
1.930 ha gebot, umfaßte das Gebiet von Rostock über
21.600 ha. Selbst Parchim wies eine Fläche von 14.200 ha aus.
Hinzu kam, dass dem städtischen Territorium auch die innere Geschlossenheit fehlte. Die zahlreichen Seen, die Marstallhalbinsel, der alte Garten, die Schloßinsel und der Schloßgarten gehörten ebensowenig zum Stadtgebiet wie die Feldmark des Dorfes Ostorf, die Schwerin von seinem einzigen Kämmereidorf “Zippendorf” trennte.
Die ersten Schritte zur Erweiterung des Stadtgebietes, die Eingemeindung des zu Wittenförden gehörenden Erbpachthofes Neumühle im Jahr 1888, war durch den geplanten Bau des Wasserwerkes notwendig geworden.
Obwohl der Bürgerausschuss bereits 1890 die Eingemeindung des Ostorfer Villenviertels forderte, dauerte es wegen Protesten und unverschämten Forderungen der dort wohnenden hohen großherzoglichen Beamten und Pensionären noch 22 Jahre. 8
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts dehnte Schweriner Stadtteilesich die Stadt weiter aus. Weitere Vorstädte und Stadtteile entstanden, die über den Fließgraben, der Pfaffenteich und Burgsee miteinander verband, hinausgingen und den Pfaffenteich in das Stadtbild mit einschlossen.
Die mit der Entwicklung des im 19. Jahrhundert ausgelösten gesellschaftlichen Prozesse drängte auch die Residenzstadt Schwerin zu städte- baulichen und architektonisch Veränderungen. Sie entsprachen allerdings nur den begrenzten Möglichkeiten des hinter den nationalen und internationalen Entwicklung zurückgebliebenen mecklenburgischen Ständestaates und konzentrierten sich zunächst insbesondere auf den Repräsentativbau. So entstanden in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts vor allem nach den Plänen und architektonischen Vorstellungen des Hofbaurates G.A.Demmler bedeutende Bauten. Auch Baumeister wie Busch, Semper, Stüler und Willebrand hatten mit ihren Bauwerken die landesherrliche Repräsentanz auszudrücken. So steht noch heute die Architektur des nüchternen Spätklassizismus Schinkelsche Schule und die sogenannte Tudorgotik im Blickfeld unserer Stadt.
Ab 1891 wurden dann in mehreren Schritten benachbarte Dörfer eingegliedert, bis die Stadt 1936 ihre heutige Ausdehnung erreichte.